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Erkenntnis

Ich fand einen Menschen
und dachte: Nun wird es gut.

Ein gelber Mond stieg auf das Dach
schief über dem dunklen Schornstein.
Verzweifelt spielt ein Alter Schach,
und über dem König perlt Wein.

Die Straßen sind kalt und einsam,
die Fenster sind blind und taub.
Die Schatten flieh'n scheu und furchtsam,
der Wind spielt im toten Laub.

Und alle Türen sind verschlossen -
ich brauche ihre Schlüssel nicht,
denn ich fand einen Menschen
und dachte: Nun wird es gut.

In ihren Augen tief versunken,
vergaß ich den Frost und lachte.
Der König hat vom Wein getrunken
und peitschte die Bauern aus.

Der nächste Morgen kam mit Krücken,
vertiert und uralt kam er.
Ein Zug blutig rot vernarbter Rücken
kroch über die Schluchten her.

Da schrie sie flehend um die Schlüssel,
um Sicherheit und Ziel.
Für Sklavendienste an der Küchenschüssel
brach sie den Blütenstiel.

Den Blütenstiel der Hoffnung
auf meinem irrlichten Weg,
verzweifelnd in der Dämmerung
auf fieberschwankem Steg.

Trostlos hängt der blaue Himmel
über den vollen Kirchen.
Durch das düstere Wolkengewimmel
zieht gefräßig ein fetter Mond.

Ich stehe draussen vor den Türen
und brauche ihre Schlüssel nicht,
denn ich fand einen Menschen
und weiß: Es wird nie gut !
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